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Druckluftqualität

Strömungsgeschwindigkeit der Luft und ihre Auswirkungen auf Partikelmessungen

Einleitung

Die präzise Messung von Partikeln in Druckluftsystemen ist entscheidend für die Einhaltung von Qualitätsstandards (z. B. ISO 8573) und die Funktionsfähigkeit sensibler Produktionsprozesse. Ein oft unterschätzter, jedoch entscheidender Einflussfaktor ist die Strömungsgeschwindigkeit der Druckluft am Messpunkt. In diesem Artikel beleuchten wir, wie sich Strömungsgeschwindigkeiten auf die Messergebnisse auswirken, welche physikalischen Effekte zugrunde liegen und welche technischen Maßnahmen erforderlich sind, um präzise Ergebnisse sicherzustellen.

Physikalische Grundlagen: Strömungsgeschwindigkeit und Partikelverhalten

Die Strömungsgeschwindigkeit beeinflusst direkt die Bewegungsbahnen von Partikeln in der Druckluft. Nach den Gesetzen der Aerodynamik steigt mit zunehmender Geschwindigkeit auch die Trägheitskraft der Partikel. Das führt zu einer veränderten Impaktion (Aufprall auf Sensorflächen) und einer geänderten Partikelverteilung im Messquerschnitt.

Bei sehr hoher Strömungsgeschwindigkeit (turbulente Strömung, hoher Reynolds-Zahl) können Partikel durch Zentrifugal- oder Trägheitskräfte aus der Probenahmezone „herausgedrückt“ werden. Bei zu niedrigen Geschwindigkeiten (laminare Strömung) hingegen sinkt die Probenahmeeffizienz, da Partikel aufgrund der Gravitation aus dem Luftstrom sedimentieren.

Einfluss auf optische Partikelzähler

Optische Partikelzähler (z. B. Streulicht- oder Durchlichtsensoren) sind besonders empfindlich gegenüber Strömungsgeschwindigkeiten. Sie basieren auf der Detektion von Lichtsignalen, die durch Partikel verursacht werden. Ist die Geschwindigkeit zu hoch, passieren Partikel den Detektionsbereich zu schnell – das kann zu einer unvollständigen Erfassung oder zur „Verschmierung“ von Signalen führen.

Umgekehrt kann eine zu geringe Geschwindigkeit die Zählrate verfälschen, da Partikel nicht zuverlässig den Messbereich durchströmen. Daher spezifizieren Hersteller von Partikelzählern häufig einen optimalen Strömungsbereich (z. B. 28,3 l/min oder definierte Strömungsprofile gemäß ISO 8573-4).

ISO 8573: Anforderungen an die Strömungsgeschwindigkeit

Die ISO 8573-4 legt klare Anforderungen an die Probenahme und Strömungsgeschwindigkeit fest. Messungen müssen unter Bedingungen erfolgen, die eine repräsentative Probenahme sicherstellen. Dazu gehört u. a.:

  • Ein gleichmäßiges Strömungsprofil (möglichst laminare Strömung).
  • Ein definierter Volumenstrom, der im Einklang mit den Spezifikationen des Sensors steht.
  • Vermeidung von Verwirbelungen oder Turbulenzen direkt vor der Messeinrichtung.

Praktische Auswirkungen: Fehlerquellen durch falsche Strömungsgeschwindigkeit

In der Praxis ergeben sich typische Fehlerquellen:

  • Zu hohe Geschwindigkeit: Unterzählung von Partikeln oder unvollständige Signale.
  • Zu niedrige Geschwindigkeit: Partikel sedimentieren und werden nicht erfasst.
  • Turbulenzen: Inhomogene Probenahme, insbesondere bei Querschnittsveränderungen oder Bögen in der Leitung.
  • Falsche Probenahmestellen: Abzweigungen oder Totzonen können die Strömungsgeschwindigkeit stark beeinflussen.

Technische Maßnahmen für präzise Messungen

Für Ingenieure und Messtechniker bedeutet das:

  • Einhaltung von Herstellerangaben: Sensoren nur im empfohlenen Strömungsbereich betreiben.
  • Strömungsberuhigungsstrecken: Einbau von geraden Rohrstrecken vor der Messeinrichtung, um Turbulenzen zu reduzieren.
  • Vermeidung von Querschnittsänderungen: Gleichbleibender Rohrdurchmesser für ein homogenes Strömungsprofil.
  • Messung und Überwachung: Einsatz von Strömungssensoren, um die Geschwindigkeit am Messpunkt kontinuierlich zu überwachen.
  • Kalibrierung bei definiertem Volumenstrom: Kalibrierungen immer unter denselben Strömungsbedingungen durchführen.

Auswirkungen auf andere Messgrößen

Auch wenn der Fokus hier auf Partikelmessungen liegt, beeinflusst die Strömungsgeschwindigkeit teilweise auch Messungen von Öl- oder Wassergehalt. Bei stark schwankenden Strömungen kann es zu einer inhomogenen Probenahme kommen, die auch diese Parameter verfälscht.

Fazit

Die Strömungsgeschwindigkeit ist ein entscheidender Faktor für die Genauigkeit von Partikelmessungen in Druckluftsystemen. Abweichungen vom optimalen Strömungsbereich führen zu fehlerhaften oder nicht reproduzierbaren Ergebnissen. Für zuverlässige, normgerechte Messergebnisse nach ISO 8573 ist daher eine sorgfältige Kontrolle und Planung der Strömungsbedingungen unerlässlich.

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